
Gedenken in Monte Cassino – Schüler sichern Frieden durch Erinnerung
In einer Zeit, in der Frieden und Verständigung mehr denn je gefordert sind, erinnert das Monte Cassino Projekt eindringlich daran, wie wichtig es ist, die Geschichte zu bewahren und Lehren aus ihr zu ziehen. Vom 21. bis 28. September 2024 machten sich Schülerinnen und Schüler aus Deutschland, Polen und Großbritannien auf eine Reise, die sie nicht nur an die Schauplätze einer der blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs führte, sondern auch tief in die gemeinsame europäische Geschichte eintauchen ließ. Sie standen an Gräbern gefallener Soldaten, besuchten historische Stätten und setzten sich mit den Tragödien auseinander, die Europa einst spalteten. Diese Reise war weit mehr als ein bloßer Geschichtsausflug – sie war eine bewegende Erinnerung an die Zerbrechlichkeit des Friedens und die Verantwortung, die junge Generationen für die Zukunft tragen.
Im Rahmen des Projekts reisten die Schülerinnen und Schüler nach Italien, um sich an den Originalschauplätzen der Schlacht von Monte Cassino mit der Vergangenheit zu beschäftigen und die Opfer zu würdigen. Doch auch der Blick auf die heutige Welt und die Frage, wie Versöhnung und Zusammenarbeit den Frieden bewahren können, spielten eine zentrale Rolle.
Die Schlacht um Monte Cassino, die im Mittelpunkt des Projekts stand, war eine der längsten und blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Zwischen Januar und Mai 1944 kämpften alliierte Truppen gegen die deutschen Streitkräfte, um die strategisch wichtige Abtei Montecassino und die umliegenden Verteidigungsstellungen zu erobern. Die Kämpfe führten zu verheerenden Verlusten auf beiden Seiten und zur Zerstörung der Abtei, doch der Sieg der Alliierten öffnete schließlich den Weg nach Rom und markierte einen entscheidenden Wendepunkt im Italienfeldzug.
Ziel des Projekts war es, diese Geschichte an den Originalschauplätzen zu reflektieren und den interkulturellen Austausch zu fördern. Die Reise verband historische Bildungsarbeit mit Gedenkveranstaltungen und kulturellen Erlebnissen, um das Verständnis für Frieden und Versöhnung zwischen den beteiligten Nationen zu stärken.
Nach der Anreise am 21. September, bei der die Gruppen, darunter die polnische Gruppe aus Wagrowiec und die britische Gruppe aus Faringdon, am Flughafen Rom Fiumicino ankamen, fuhren die Teilnehmer nach Cassino. Die Schülerinnen und Schüler waren im Hotel Forum Palace untergebracht, das als Ausgangspunkt für die Aktivitäten der folgenden Tage diente.
Am zweiten Tag besuchten die Schülerinnen und Schüler das „Historiale di Cassino“, ein multimediales Museum, das die Zerstörung der Stadt und die Ereignisse rund um die Schlacht von Monte Cassino eindrucksvoll dokumentiert. Dieser Besuch bildete den Auftakt zu einer Reihe von Gedenkveranstaltungen. Im Anschluss besuchten die Jugendlichen den britischen Kriegsfriedhof in Cassino, wo zahlreiche Soldaten des Commonwealth begraben sind, die in der Schlacht von Monte Cassino ihr Leben verloren. Hier setzten sie sich mit den Einzelschicksalen der gefallenen Soldaten auseinander und legten einen Kranz nieder, um ihrer zu gedenken. Diese Gedenkveranstaltung diente dazu, die tragischen Opfer des Krieges zu würdigen und die Bedeutung von Versöhnung und Frieden zu betonen.
Der dritte Tag stand im Zeichen des Gedenkens auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Cassino-Caira. Dieser Friedhof beherbergt die Gräber von mehr als 20.000 deutschen Soldaten, die während des Italienfeldzuges starben, darunter auch viele, die in der Schlacht von Monte Cassino gefallen sind. Hier verrichteten die Teilnehmer Pflegearbeiten an den Gräbern, um einen symbolischen Beitrag zur Erhaltung der Gedenkstätte zu leisten. Sie erfuhren mehr über das Leid und die Verluste, die auch auf deutscher Seite während der Schlacht erlitten wurden. Diese praktische Arbeit sollte das Bewusstsein für die Tragik des Krieges und die Bedeutung der Erinnerungskultur fördern.
Am vierten Tag führte die Reise zur Abtei von Montecassino, der ältesten Benediktinerabtei Europas. Die Abtei, die 529 gegründet wurde, war im Zweiten Weltkrieg ein strategisch wichtiger Punkt, da sie auf einem Hügel über der Stadt Cassino thront. Sie wurde während der Schlacht von Monte Cassino schwer zerstört, da die Alliierten annahmen, die Deutschen würden sie als Verteidigungsstellung nutzen. Nach dem Krieg wurde sie in ihrer ursprünglichen Form wieder aufgebaut. In unmittelbarer Nähe besuchten die Schülerinnen und Schüler den polnischen Kriegsfriedhof, wo fast 1.100 polnische Soldaten begraben sind, die im Kampf um die Eroberung der Abtei und des umliegenden Gebietes fielen. Auch hier legten die Jugendlichen einen Kranz nieder, um das Opfer der polnischen Soldaten zu ehren, die entscheidend zum Sieg in dieser Schlacht beitrugen.
Ein weiterer bedeutender Programmpunkt war am fünften Tag der Besuch des italienischen Kriegsfriedhofs in Montelungo. Dieser Friedhof erinnert an die italienischen Soldaten, die in der Schlacht um Cassino kämpften, nachdem Italien 1943 die Seiten gewechselt und den Alliierten beigetreten war. Hier gedachten die Schüler der italienischen Opfer und reflektierten über die komplexe Geschichte des Krieges in Italien. Anschließend reisten sie nach Pompeji, um die berühmte antike Stadt zu erkunden, die durch den Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. zerstört wurde. Dieser Tag bot eine wertvolle Mischung aus Gedenkarbeit und kultureller Bildung und hob die historische Vielfalt Italiens hervor.
Am sechsten Tag nahmen die Schülerinnen und Schüler an einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung vor dem Rathaus von Cassino teil. Diese Veranstaltung, bei der auch Vertreter der Stadt, militärische Attaches und Mitglieder der Monte Cassino Stiftung anwesend waren, diente als symbolischer Höhepunkt der Reise. Die Teilnehmer reflektierten über die Lehren des Krieges und diskutierten über die Rolle des Militärs und die Friedenssicherung in Europa. Diese Diskussion unterstrich die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und die Notwendigkeit, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Ein kultureller Höhepunkt erwartete die Jugendlichen am siebten Tag in Rom. Dort besuchten sie das Kolosseum, das Forum Romanum und die St. Peter’s Basilika. Diese bedeutenden Stätten der römischen Geschichte und Kultur boten den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, die reiche Geschichte Europas aus einer neuen Perspektive zu erleben und die Reise durch ein einzigartiges Erlebnis abzurunden.
Der letzte Tag des Projekts führte die Gruppe nach San Pietro Infine, einer weiteren wichtigen Stätte des Zweiten Weltkriegs, bevor sie von Rom aus die Heimreise antraten.
Das Monte Cassino Projekt verband Geschichtsunterricht mit der Förderung von interkulturellem Verständnis und Friedensarbeit. Durch die direkte Auseinandersetzung mit den Schrecken des Zweiten Weltkriegs und die Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Ländern wurde der Wert von Frieden und Versöhnung deutlich. Diese Erfahrung prägte die Jugendlichen nicht nur im Hinblick auf die europäische Geschichte, sondern auch in ihrem Bewusstsein für die Verantwortung zukünftiger Generationen, den Frieden zu wahren.
Ein besonderer Dank gilt der Monte Cassino Stiftung, deren unermüdliches Engagement dieses Projekt erst möglich gemacht hat. Dank ihrer Unterstützung konnten die Jugendlichen diese tiefgehenden Erfahrungen machen und wertvolle Einblicke in die europäische Geschichte gewinnen. Ebenso möchten wir Michele Di Lonardo für seine hervorragende Organisation und sein persönliches Engagement danken, das maßgeblich zum Erfolg dieser eindrucksvollen Reise beigetragen hat.
Jasmina Daumann
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